Immer wieder erhalten wir über unsere Community-Seiten tolle Stories, Sprüche und Fotos, denen wir mit einer neuen Rubrik in unserem Blog besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen wollen.
Michael Kamp hat uns auf Facebook geschrieben:
Heute wo der Tierschutz leider manchmal einer reiner Likeshow bei Facebook von „Spätberufen Tierschützern“ geworden ist, denke ich gern an die Zeit in den späten 70 er Jahre zurück als Tierschützer einfach nur Tierschützer waren. Als man mit Herz an die Sache ging. Ich war damals so 10 oder 11 Jahre alt.
Josef die Kaninchendame
Als ich ein Kind war, gab es kein Internet, kein Facebook, meine Freunde und ich streiften gern durch die Wälder und sammelten dabei angeschossene oder angefahren Tiere ein und versuchten sie wieder auf zu päppeln. Wir schwatzen Bauern Katzenbabys ab, die wie damals üblich sonst einfach in einen Eimer Wasser ersäuft wurden und vermittelten diese an unsere Freunde und Bekannte. Wir kümmerten uns um Vögel die aus dem Nest gefallen waren oder um Igel die nicht stark genug für den Winter waren. Der Garten unseres kleinen Arbeiterreihenhauses wurde immer mehr zu einer kleinen Wildauffangstation. So bastelten meine Freunde und ich Immer mehr Gehege, mit der Hilfe meines Vaters.
Besonders mochte ich zu dieser Zeit Kaninchen. Ein Nachbar hatte 5 Schlachtkaninchen, die ich täglich mit Gräsern, Kräutern und Karotten versorgte. Ich gab ihnen die Namen Gerda, Britta, Armin, Didi und Josef. Eines Tages sagte mir der Nachbar dass die Kaninchen nun fett genug seien und geschlachtet werden können. Er erklärte mir wie man ihnen mit einem sogenannten Todschläger, das Genick bricht und sie dann an den Beinen aufhängt um ihnen das Fell ab zu ziehen. Ich war entsetzt! Ich bat und bettelte er möge die Kaninchen doch am Leben lassen. Er lachte nur und sagte, dass sie am Freitag geschlachtet werden, denn dazu seien sie schließlich da!
Mein Plan stand sofort fest! Freitag wird die Schule geschwänzt und die Tiere in meiner Schultasche gerettet. So verabschiedete ich mich am Freitagmorgen von meiner Familie mit leerer Schultasche, ging in den Garten des Nachbarn, öffnete die Stalltür und packte als erstes Josef in meine Tasche. Dann ein großer Schreck, denn ich hörte und sah das Auto meines Nachbarn in die Einfahrt einbiegen. Er war nicht, wie erwartet bei der Arbeit. Schnell änderte ich meinen Plan und setzte die 4 verblieben Kaninchen über den Gartenzaun und hoffte dass sie die Flucht von alleine schafften. Mit Josef in der Tasche rannte ich nach Hause, direkt an meinem verblüfften Nachbarn vorbei, den ich einfach stehen ließ. Zuhause erklärte ich meinem Vater, dass mir in der Schule schlecht geworden sei und ging dann mit der Schultasche, in der sich Josef befand, auf mein Zimmer. Dort versteckte ich ihn in einer Kiste in meinem Kleiderschrank. Kurz darauf klingelte es und der sehr aufgebrachte Kaninchenbesitzer stand bei uns vor der Türe. Er schrie und tobte und mein Vater versuchte ihn zu beruhigen. Später kam mein Vater zu mir ins Zimmer und sagte mir, dass er sehr enttäuscht sei, weil ich ihn angelogen hätte und daher eine Woche Stubenarrest hätte. Abends brachte er mir dann mein Abendbrot auf einem Teller, auf dem merkwürdigerweise auch einige ungeschälte Karotten lagen. Er erzählte mir, dass der Nachbar 4 der 5 Kaninchen eingefangen hatte und diese schon geschlachtet worden seien. Vom Fünften fehlte jede Spur. Ich war sehr traurig und verriet ihm, dass Josef bei mir sei. Er sagte mir, dass ihm das schon klar war und für diesen seien auch die Karotten. Weinend fragte ich ihn, ob ich Josef zurück bringen müsste. Er verneinte das und meinte ich solle ihn ins Gehege zu den verletzten Wildkaninchen, den Zwergkaninchen und den Meerschweinchen bringen. Mein Vater hatte dem Besitzer Geld für das gerettete Kaninchen gegeben. Ich fiel ihm um den Hals und war glücklich. Mein Stubenarrest war auch aufgehoben. Ich verstand, dass ich den Tag auf meinem Zimmer verbringen sollte, um die Schlachtung der anderen Kaninchen nicht mitbekommen zu müssen.
Josef gefiel es gut in diesem großen Gehege und er vertrug sich sehr gut mit den anderen Tieren. Einige Wochen später war er jedoch spurlos verschwunden. Jede Suche blieb erfolglos und ich konnte weder ein Loch im Zaun entdecken, noch ein Loch, wo er sich unter dem Zaun rausgebuddelt hatte. Es blieb erst mal ein Rätsel wo Josef verblieben war.
Allerdings nicht für immer: Eines Tages ging ich die Tiere füttern und Josef war wieder da! Mit dabei, 4 Kaninchenbays an seiner Seite! Es stellte sich heraus, dass Josef kein Rammler sondern eine Dame war und dass „er“ sich wohl unter den Strohballen im Stall eine Wurfhöhle gegraben hatte. Die vier kleinen Kaninchen taufte ich auf die Namen Gerda, Britta, Armin und Didi und natürlich wurden sie nie geschlachtet. Die Kaninchendame Josef, wurde auch nicht mehr umgetauft. – Autor: Michael Kamp
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