Ein Versprechen an meinen Held Willy
Ein Erfahrungsbericht von Katrin Brunk
Es ist fast wie in den Geschichten, die Ihre Zeitschrift erreichen. Jemand verliert seinen Hund oder die Katze, der Kummer frisst einen auf, die Seele sehnt sich nach einem pelzigen Gefährten. Und man will etwas Gutes für andere Tiere tun. Meine Geschichte beginnt etwas eher…
Tja, wo soll ich anfangen zu erzählen? Denn das Versprechen, um welches es geht, gab ich schon lange, zu Lebzeiten meines Freundes Willy ab.
Willy stammte vom übernächsten Dorf, von einem Bauernhof. Mit zwölf Wochen kam dieser knuffige Wonneproppen zu mir, in einer Zeit, als ich selbst Hilfe brauchte, weil ich krank war. Willy, ein lieber und frecher Terrier-Mischling, war ein treuer Wegbegleiter bis zum Ende seiner Zeit und am Beginn der Unendlichkeit.
Als ich endlich nach vielen Jahren des Wartens transplantiert wurde, versprach ich in meiner großen Dankbarkeit etwas in sein samtbraunes Hundeohr. Mir ist Gutes widerfahren, das will ich weitergeben. Wenn Willy mal nicht mehr ist, hole ich einen Hund aus dem Tierheim, der in Not ist. Der soll es genauso gut wie er haben.
Es kam der Zeitpunkt, den alle guten Tierhalter kennen und fürchten. Meine treue Fellnase ging den Regenbogenweg, weil seine Welt mit über 15 Jahren immer kleiner wurde. Dann kam die Zeit, das Versprechen einzulösen. Im regionalen Tierheim ohne Erfolg, aber auf Grund von irgendwelchen sinnlosen Querelen zwischen egomaner Tierheimleitung, tatenlosem Veterinäramt und verschlossenen Türen für uns Bürger mit guten Absichten. Nach mehrfachen Versuchen gab ich auf und landete nicht ganz zufällig auf der Internetseite von Tasso und shelta.
Dort fand ich unter den hunderten – tausenden – meinen Toni (Tintin) aus Rumänien. Ich habe es gehasst, „Gott zu spielen“, eine Auswahl treffen zu müssen. Es waren so viele, ein Schicksal schlimmer als das andere! Aber wie heißt es so treffend? Lieber ein Licht anzünden als über Dunkelheit klagen.
Ja, sicher, ich kenne die Diskussion, dass bei uns auch viele Hunde im Tierheim sind, warum dann noch aus dem Ausland welche holen. Aber wer mal Videos oder Berichte im Fernsehen ansieht, der weiß, was dort passiert. Ich konnte danach zwar nicht schlafen und hab nur geheult, aber es machte mich furchtbar wütend und bestärkte mich, was zu tun! Mit Deutschland gar nicht zu vergleichen, diese Brutalität und Willkür in einem fast rechtsfreien Raum.
Dem verantwortlichen Verein „Pfotenhilfe ohne Grenzen“ unter Frau Brueckner-Schoeler und den Fahrern des Transporters aus Rumänien gebühren mein Respekt und Lob. Einmal für die sehr gute Organisation der Vermittlung und für ihren Mut, in solchen schwierigen Regionen vor Ort für Tiere zu kämpfen. Gemeinsam mit anderen Nationen und Tierschutzorganisationen. Das sind für mich die stillen Helden, über die man in der lauten Welt so wenig spricht.
Nun sind wir ein Team, der schmale, anfangs ängstliche Straßenhund und ich, dank shelta und Tasso und Willy. Er ist schon ein richtiger Mühlberger, der Toni. Anhänglich, geduldig, liebt kleine wuschelige Hunde, Kinder und Frauen, geht gern zur Hundeschule, mag Badesee und Sand, fährt im Auto und im Fahrradanhänger mit, geht mutiger zum Tierarzt, bekommt auf dem Wochenmarkt vom Fleischer Würstchen geschenkt, fürchtet sich nicht mehr so vor Männern, lauten großen Autos, Treppen,Türen und Besen … Kurzum, er ist schon viel selbstbewußter, das kleine Schlitzohr.
Willy, Du hättest es so gewollt! Nun habe ich mein Versprechen an Dich eingelöst. Und ich trag Euch bei mir, bis der Vorhang fällt.
Mein Respekt und großen Dank für diese wunderbare Entscheidung einem Straßenhund zu helfen. Auch ich habe ein Hundemädchen aus Bosnien und würde es immer wieder tun.