Kleinspitz Stevie kann die Welt zwar nicht mit seinen Augen sehen, dafür umso mehr mit seinem Herzen. Obwohl seine Halterin Bettina P. keine Erfahrungen mit Handicap-Tieren hatte, hat sie dem kleinen Stevie dennoch eine Chance auf ein tolles Leben gegeben. Uns hat sie ihre Notfalltier-Geschichte erzählt.
„Hallo liebes Tasso Team,
ich habe bereits drei Hunde aus dem Tierschutz adoptiert. Der letzte und jüngste heißt Stevie, ein von Geburt an blinder Kleinspitz. Eigentlich sollte Stevie hier zur Pflege wohnen, damit er möglichst schnell aus dem Tierheim rauskommt, wo er von seinem Züchter abgegeben, also quasi „entsorgt“ wurde. Mit acht Monaten kam Stevie im Jahr 2017 zu mir und meinen beiden älteren Hunden, die ebenfalls zur Spitz-Rasse gehören. Es ist mein erster Hund, der blind ist. Ich hatte bis dahin keine Erfahrung damit.
Man kann sich ja einiges denken, was man beachten muss, wenn man einen blinden Hund adoptiert. Es darf nichts im Weg rum stehen, keine Ecken vorhanden sein, wo er reinlaufen und sich verletzen könnte, Treppen sollten gesichert sein und das Futter und Wasser sollte immer am gleichen Platz zu finden sein. Genauso wie sein Schlafplatz und seine Spielzeugkiste.
Stevie kam bei uns an und ich stelle fest, er ist ein ganz normaler Welpe mit einer Menge Flausen im Kopf! Er nahm also gerne mal was auseinander. Und das mit der Stubenreinheit mussten wir auch noch lernen.
Am Anfang hat er die Wohnung „vermessen“ und sich gemerkt wo was ist. Man konnte richtigen sehen, wie er die Schritte abgezählt hat und immer wieder die Räume und wichtigen Stellen abgegangen ist, bis er sich die eingeprägt hatte. Heute merkt man es ihm gar nicht an, dass er blind ist. Er bewegt sich im Haus und Garten völlig frei und ohne Probleme.
Aber natürlich ist Stevie vom Verhalten her auch etwas „anders“ als andere „normale“ Hunde, weil er ein paar Dinge nicht gelernt hat, wie zum Beispiel das man seine Route zur Kommunikation einsetzen kann. Stevie äußert sich halt etwas anders, eher durch Laute und andere Gesten. Es hat eine Weile gedauert, bis meine beiden älteren ihn verstanden haben. Aber als der „Groschen gefallen ist“ wurde er beschützt und geführt, und war ein neues Mitglied im Rudel.
Auch ich musste mich erst daran gewöhnen ihn draußen zu „navigieren“. Ich habe somit mit ihm geübt, was es heißt, wenn ich rechts, links, geradeaus, zurück und Stopp sage. Es erleichtert die Spaziergänge ungemein und auch Stevie hat gemerkt, dass es besser ist auf Frauchen zu hören, wenn so ein Kommando kommt. Anfangs wollte er das nämlich auch nicht so unbedingt. Aber mit der Zeit vertraute er mir immer mehr und merkte, dass ich es gut mit ihm meine.
Auch beim Tierarzt haben wir einiges durch machen müssen, so ein Besuch war für ihn anfangs die Hölle. Eines Tages hatte er eine Zecke, leider unter der vorderen Achsel und ich bekam sie nicht alleine raus. Also musste ich mit ihm zum Tierarzt fahren, wo die Assistentin mir kurz helfen wollte diese zu entfernen. Ist ja schließlich kein großes Dingen eine Zecke raus zuziehen. Eigentlich! Ich hielt ihn fest und sie setzte an: Und er fing an zu schreien, als ginge es um sein Leben. Plötzlich stand die ganze Praxismannschaft inklusive Tierärztin im Raum, um zu schauen was denn bei uns los ist. In dem Moment hatten wir die Zecke auch schon entfernt. Ich habe ihn auf den Arm genommen und erst mal beruhigt. Ich wusste, auch hier gibt es eine große Baustelle, die ich nur mit viel Ruhe und Geduld wieder hinbekomme. Heute sind Tierarztbesuche kein Problem mehr und auch Zecken kann ich selber entfernen, egal wo sie sitzen. Da hält er nun ganz still, bis ich fertig bin.
Vertrauen ist das A und O zwischen Mensch und Tier. Heute erfreut er sich seines Lebens, hat Spaß und entdeckt immer wieder Neues. Ein ganz normales Hundeleben für einen nicht ganz so „normalen“ Hund.“
Stevie ist jetzt auch bei Instagram unter „kleinspitzstevie“ zu finden … nur so aus Spaß.