
Mit tauben Hunde und Katzen kommuniziert man hauptsächlich visuell. Foto: © Skeeze/Pixabay
Der Alltag mit Haustieren, die ein Handicap haben, ist für Mensch und Tier nicht immer leicht. Dennoch gehen Hunde und Katzen mit ihren „Einschränkungen“ wie der Taubheit in der Regel problemlos um, denn oft kennen sie es ja nicht anders. Warum Hund oder Katze taub sind, kann viele unterschiedliche Gründe haben. Zum Beispiel: angeborene oder vererbte Krankheiten, Infektion, altersbedingt.
Was mögliche Anzeichen für Taubheit beim Haustier sein können und wie man als Tierhalter im Alltag am besten damit umgeht, dazu haben wir für Euch ein paar praktische Tipps zusammengestellt.
Kommunikation mit tauben Tieren
Wenn Hund oder Katze taub oder schwerhörig sind, dann sind ihre anderen Sinnesorgane wie Sehen und Tasten meist stärker ausgeprägt. Die Kommunikation bei gehörlosen Haustieren findet dennoch hauptsächlich mit Hand- und Körpersprache statt. Außerdem spüren sie auch die Vibrationen ihrer Umwelt viel stärker. Daher ist es wichtig, dass sich Mensch und Tier völlig vertrauen und ihre visuelle Sprache finden, die beide verstehen.
Denn vor allem bei Hunden ist das unumgänglich: Beim Gassigehen, vor allem wenn man auch in der Stadt unterwegs ist, können Gefahren wie Autos, Radfahrer etc. lauern, auf die der Vierbeiner nicht rechtzeitig reagieren kann. Daher sollte der Vierbeiner möglichst immer an der Leine bleiben. Soll der gehörlose Hund dennoch ohne Leine laufen? Dann sollte das unbedingt trainiert werden und darf auch dann nur an Orten erfolgen, an denen keine plötzlichen Gefahren drohen.
Für taube Freigängerkatzen ist der ungesicherte Freigang jedoch meist zu gefährlich. Bessere Alternativen sind dann ein abgesicherter Garten oder Balkon.
Wie erkenne ich, dass mein Haustier Probleme mit dem Hören hat?
Ob Euer tierischer Liebling tatsächlich taub ist oder nicht, muss in jedem Fall der Tierarzt diagnostizieren. Denn oft fällt das im Alltag gar nicht auf, weil die Tiere ihre Schwerhörigkeit durch ihre anderen Sinnesorgane ausgleichen. Es gibt aber Anzeichen auf die Ihr achten könnt, dazu gehören zum Beispiel:
- das Tier verhält sich auffallend verwirrend
- ist schreckhafter
- macht einen verunsicherten Eindruck
- reagiert nicht auf gewohnte Geräusche
- Ohren zeigen keine Reaktion auf Geräusche
- wird bei sehr lauten Geräuschen nicht wach
- reagiert nicht mehr auf seinen Namen
- miaut oder bellt sehr laut und häufig, weil sich das Tier nicht mehr selbst hört
- kann gereizt reagieren
- zieht sich auffällig zurück oder sucht vermehrt Nähe
Die Anzeichen können sich auch unbemerkt einschleichen, wenn sich der Hörverlust zum Beispiel mit dem Alter langsam bemerkbar macht. Sollte es Anzeichen geben, dann lasst Euer Tier auf jeden Fall vom Tierarzt untersuchen.
4 Tipps: Wie kann ich meinem tauben Vierbeiner helfen?
Damit Euer Alltag „normal“ funktioniert, müsst Ihr Euch natürlich etwas einspielen.
- Trainiert Kommandos in Form von Handsignalen, Zeichen und Körpersprache damit Euer Hund und Eure Katze diese auch richtig deuten können. Zudem sollte auch der regelmäßige Blickkontakt zu Euch trainiert werden.
- Schützt Euer Tier davor, erschreckt zu werden. Schnelle Bewegungen außerhalb des Blickfelds und unerwartetes Anschleichen können Euren tierischen Liebling ziemlich erschrecken. Dadurch können sie unter anderem Angst entwickeln, ausbüxen oder gar zuschnappen.
- Bietet Eurem tierischen Mitbewohner genügend Ruhe und Entspannung, vor allem in neuer Umgebung. Führt Rituale ein, um zum Beispiel der Katze zu zeigen, dass es Zeit für Futter ist oder um den Hund sanft aus dem Schlaf zu wecken, ohne ihn zu erschrecken.
- Der Umgang mit anderen Hunden müsste eventuell „neu erlernt“ werden, da sie ihre Artgenossen und ihre Reaktionen nicht hören können.
Zwar können unsere tierischen Lieblinge uns nicht mehr hören, dafür aber umso mehr riechen, sehen und spüren. Und das ist doch genug, um ihnen unsere Liebe zu zeigen!
Ist Euer Haustier taub? Wie läuft Euer Alltag ab?
Test: Ist mein Haustier taub?
Mit einem leisen Klickgeräusch neben dem Ohr, könnt Ihr bei Eurer Katze zum Beispiel testen, wie und ob sie darauf reagiert. Natürlich darf die Mieze nicht sehen oder spüren, dass Ihr sie gerade testet.
Oder lasst außer Sichtweite Euren Schlüsselbund fallen. Wie reagiert Euer Vierbeiner auf dieses Geräusch? Oder ruft den Namen Eures Tieres, wenn es in einem anderen Raum ist oder schläft.
Vor fast einem Jahr habe ich einen fast tauben alten Hund vom Tierschutz übernommen und unser Zusammenleben funktioniert nahezu problemlos. Die Bedenken die hatte lösten sich schnell in Luft auf. Geholfen hat viel Struktur, feste Futter- und Gassizeiten. Der Kleine hat trotz Gelenkproblemen so viel Spaß am Leben, dass die Hörbehinderung ihn gar nicht beeinträchtigt. Auch wenn es an der visuellen Kommunikation meist hapert, als Dackelmischling hat er eine gehörige Portion Sturheit in sich. Er ist ein so liebenswerter kleiner Dickkopf, das Leben mit ihm macht einfach nur Spass. Ich sage eindeutig JA! zum Tier mit Handicap.