Wie man sich in ein Tierschutztier verliebt: Hund Basti hat ein neues Zuhause gefunden

Tierschutzhund_Basti mit Leckerli

Von Silvia, TASSO-Team

Ende Juli diesen Jahres war es soweit – wir mussten unseren Seelenhund nach schwerer, langer Krankheit und nach fast elf gemeinsamen Jahren gehen lassen. Leider und wie so oft kam der Tag X dann doch unerwartet und plötzlich. Was zuerst wie eine normale Magen-Darm–Infektion begann, zeigte sich innerhalb weniger Stunden als Nieren- beziehungsweise Organversagen. Unser Seelentier verabschiedete sich mit ausgiebigen Kuscheleinheiten, er suchte sehr viel Nähe und in seinen Augen war in den letzten Stunden ein besonderer Blick. Bis zum letzten Atemzug beim Tierarzt behielt er diesen besonderen Blick.

Für meine Familie und mich war klar, dass wir wieder einem Notfellchen ein neues Zuhause geben möchten. Nicht nur, dass wir lebenslang Hunde an unserer Seite hatten, auch in diesem besonderen Coronajahr bewahrt uns ein Hund vor der kompletten Isolation – die Spaziergänge sind eine Wohltat für Hund und Seele.

Zunächst wollten wir noch ein wenig Abstand gewinnen, allerdings habe ich berufsbedingt ein paar Tage später auf dem Online-Tierheim shelta recherchiert, dabei entdeckte ich diese braunen, wunderschönen und traurigen Augen: Ich konnte nicht widerstehen und war sofort tief gerührt. Ich ahnte es – das wird unser neuer Begleiter. Ich habe die Anzeige von Lorbas, so sein Name,  direkt an meine Familie gesendet. Abends habe ich bereits mit Niemand’s Pfoten e.V. Kontakt aufgenommen und mir weitere Informationen über den kleinen Kerl eingeholt. Er galt als schwer vermittelbar: schwarzes Fell, ein winziges Bommelschwänzchen und mit neun Monaten nicht mehr der junge Welpe, aber auch kein wohlerzogener Junghund. Letztendlich lieben wir dunkle, schwarze Hunde. Wichtig war für uns, dass unser neuer Begleiter sozial verträglich ist, da in der Nachbarschaft und auch im Freundeskreis viele Hunde sind. Gerade im Freundeskreis haben wir oft auch mal Hundebesuch. Lorbas erfüllte zum Glück dieses Kriterium. Er lebte nach seiner Rettung auf einer Pflegestelle in Kroatien und teilte sein Zuhause mit weiteren Hunden, mit kleinen Kindern und Katzen und blieb dabei immer völlig entspannt.

Wir haben uns dann sehr schnell entschlossen, dass Lorbas bei uns einziehen soll. Glücklicherweise war auf dem Transfer Ende August noch ein Platz für ihn frei. Wir haben die Vorauskunft ausgefüllt und haben einen zügigen Termin für die Vorkontrolle erhalten. Bei dieser Kontrolle werden die vorhandene Wohn- und Lebenssituation begutachtet, zudem werden Fragen zur Hundehaltung gestellt, um dem Tier den bestmöglichen Start ins neue Leben zu ermöglichen. Wir waren schon etwas aufgeregt, kommen wir als neue Menschen für Lorbas in Frage? Aber die ganzen Befürchtungen waren unbegründet. Einen Tag später hatten wir bereits die Vertragsunterlagen zur Übernahme und Lorbas sein gebuchtes Ticket, um zu uns zu kommen.

Wir hatten somit noch knapp zwei Wochen Zeit, bis der junge Tierschutzhund aus dem Ausland bei uns einziehen sollte. Wir machten uns einige Gedanken, immerhin hatten wir ihn nur auf Fotos und auf einem 30-Sekunden-Video gesehen. Ist er wirklich so sozialverträglich? Was ist, wenn er uns gar nicht mag? Wenn er doch anders ist als beschrieben? Die zwei Wochen vergingen wie im Flug. Und dann war es endlich soweit: Lorbas, der nun Basti heißen soll, wurde uns zum 30. August 2020 angekündigt.

Wir fieberten der Ankunft entgegen. Wir haben uns gegen 11 Uhr mit ganz vielem Hundezubehör und einer Futterspende auf den Weg gemacht. Die Aufregung stieg. Wie wird er wirklich sein? Wie groß ist er? Wie schwer ist er? Passt seine Beschreibung?

Tierschutzhund_Basti mit Leckerli

Am Treffpunkt angekommen, standen einige nervöse Menschen mit einer Hundeleine in der Hand, aber noch ohne Hund. Da wir sehr früh dort waren, mussten wir warten. Dann kamen endlich die Transporter. Und somit viele süße Felltierchen. Sie waren klein oder groß, hell und dunkel, jung und alt – alles war vertreten.

Es wurden dann jeweils die Unterlagen ausgegeben sowie die Transpondernummern nochmal neu ausgelesen und abgeglichen. Dann war es soweit: Wir sahen Basti das erste Mal. Ein kleines schwarzes etwas Hund. Mit unglaublich schönen hellbraunen Augen. Ihm war alles erst mal nicht ganz geheuer und er kuschelte sich an einen anderen kleinen Hund. Er war aber auch interessiert, wen er da so an der Leine hatte. Wir haben ihm die Zeit gegeben, die er brauchte. Nach einer kleinen Gassitour gingen wir langsam Richtung Auto. Er schaute uns nicht an, er schaute traurig nach unten, da er nicht wusste, was mit ihm geschah.

Wir haben von einer Begleiterin erfahren, dass er als junger Welpe aus einem Hof befreit wurde, wo er an der Kette lebte. Diese war zu eng und er hatte Wunden am Hals. Aber davon merkte man nichts, er hatte ein Sicherheitsgeschirr sowie ein Halsband. Wir haben uns zu ihm in den Kofferraum gesetzt und ihn erst mal alles erschnüffeln lassen. Streicheln fand er schon mal toll. Nur das Gitter und der verschlossene Kofferraum waren ihm nicht geheuer. Basti legte sich nach kurzer Zeit in meinen Arm und fand seine Ruhe. Wir hatten nur 20 Minuten Fahrtzeit und diese machte er sehr gut mit. Als wir zu Hause ankamen, gab es ein kleineres Problem: Er wollte nicht ins Treppenhaus, Treppen steigen kannte er gar nicht. Wir trugen ihn dann hoch, was er sich auch gefallen ließ.

Das Fressen, das wir ihm hinstellen, verputze er sofort. Auch sein Körbchen hat er sehr schnell für gut befunden und schlief erst mal sehr fest und tief. Und tatsächlich auch dann auf dem Rücken. Als ob er schon lange bei uns wäre. Nur die Treppen blieben eine Herausforderung. Stubenrein war er einigermaßen, aber es ging auch mal was daneben oder nicht schnell genug. Dazu mussten wir uns ja auch noch kennenlernen. Er lernte aber wahnsinnig schnell dazu. Bei den Treppen haben wir mit Leckerlies gearbeitet und nach gut zwei Wochen klappte auch das wunderbar. Unser Felltier entpuppte sich als absolut verschmuster Schoßhund, der ganz viel Nähe braucht, viel spielt und viele Flausen im Kopf hat. Die größte Überraschung für uns: Er ist ein Flitzer, ein Speedy Gonzales. Man glaubt gar nicht wie schnell er ist. Mit seinem Hundenachbar, der auch jung ist, flitzen die beiden nun um die Wette.

Wir sind auch in der gleichen Hundeschule. Basti versteht sich mit ziemlich allen Hundekollegen, was wirklich ein Traum ist. Er ist dankbar, er ist so ein Schmusebär und ein absoluter Glücksgriff für uns. Auch wenn wir noch einiges an Erziehungsarbeit vor uns haben  – wenn wir in seine Augen blicken, sehen wir die Dankbarkeit und pure Liebe.

7 Gedanken zu “Wie man sich in ein Tierschutztier verliebt: Hund Basti hat ein neues Zuhause gefunden

  1. Pingback: Hund adoptieren während Corona-Pandemie - shelta Blog | Tierschutz, Haustiereshelta Blog | Tierschutz, Haustiere

  2. Hallo, ich habe alles gelesen und finde es ganz toll. Ich bin auch am überlegen, ob ich mir wieder einen Hund anschaffe. Ich war 23 Jahre immer mit Hund. Den letzten musste ich einschläfern lassen und er fehlt mir sehr. Ich wünsche euch alles gute und eine schöne Zeit mit der Fellnase.

    • Hallo Harnisch, vielen Dank. Das tut uns sehr leid, dass du deinen Vierbeiner gehen lassen musstest. Wie wünschen dir alles Liebe. 💜 Dein shelta-Team

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