Notfall-Hund Kurt hat bei Sandra sein Zuhause gefunden. Sandra sah unseren Aufruf zum Notfalltier-Monat September und schickte uns ihre rührende Geschichte.
Hallo liebes shelta-Team,
ich habe Euren Aufruf gesehen, in dem Ihr Menschen mit Notfall-Tieren darum bittet, ihre Geschichte zu erzählen. Hier ist also die von meiner Familie und unserem Husky-Mischling Kurt.
Kurt ist uns am Silvesterabend 2014 sprichwörtlich über den Weg gelaufen – sein Besitzer war so stark alkoholisiert, dass er völlig vergessen hat, seinen Hund ins Auto zu setzen zunächst ohne ihn losgefahren ist. Meine Schwester und ich waren an dem Abend mit unserer Hündin unterwegs. Kurt ist uns nicht nur wegen seiner besonders schönen rotfarbigen Zeichnung und seinen strahlend blauen Augen aufgefallen, sondern vor allem deshalb, weil er in einem schlimmen Zustand war. Mit geschätzten 14 Kilo bei einer Größe von gut 60 cm, sehr stumpfem Fell und einem katastrophalen Gangbild war für uns klar, dass wir dem Besitzer, nach Auffinden, unsere Hilfe zur Versorgung des Hundes anbieten werden.
Wir mussten Kurt gar nicht festhalten, er ist einfach bei uns stehen geblieben. Wir hatten schon die Polizei informiert, als der Besitzer – volltrunken – zurück kam und seinen Hund haben wollte. Da der Mann noch Auto fahren wollte, hat die Polizei alle Personalien aufgenommen. Er war sehr aggressiv und wollte keinerlei Hilfe. Er hat auch überhaupt nicht eingesehen, dass es dem Hund offensichtlich nicht gut ging. Also haben wir uns an das Veterinäramt und das städtische Tierheim gewandt. Kurt wurde tatsächlich damals aus dem Tierheim vermittelt und dann von diesem auch wieder aus der (nachgewiesen) miserablen Haltung rausgeholt.
Für uns war sofort klar, dass wir Kurt übernehmen – trotz seiner Gesundheit, die zwar schlecht, aber zum Glück zu diesem Zeitpunkt nicht lebensbedrohlich war. Die ersten Untersuchungsergebnisse waren zerschmetternd: Kaum Zähne und die die vorhanden waren, waren faul und stumpf. Ein gebrochenes Brustbein, ein verknorpeltes Ohr, starke Spondylose, katastrophale Vitamin-Werte aufgrund von Mangelernährung, ein eingewachsenes Halsband, offene Liege- und Wundflächen – Kurt hatte jede Menge Probleme.
Letztendlich haben wir Kurt, unser Notfellchen, mit sehr viel Zeit, Liebe und auch Geld wieder aufgepäppelt, haben ihm zwei Zahnsanierungen ermöglicht, sind mit ihm regelmäßig zur Physio und zum Unterwasserlaufband-Training gegangen und haben ihn gebarft, sodass er ein richtig fröhlicher und schmerzfreier Hund wurde, der sein Leben in vollen Zügen genießen konnte. Wir hatten eine super Zeit zusammen!
Leider baute Kurt im April dieses Jahres stark ab. Er wurde inkontinent, lief sehr schlecht, hatte Probleme beim Aufstehen und Gehen. Ein CT hat dann gezeigt, dass Kurt multiple Bandscheibenvorfälle aufgrund seiner vorherigen Misshandlung durch die massiven Gewalteinflüsse hatte. Zusätzlich hatte er, wie sich bei dem CT herausstellte, einen defekten Lungenflügel und einen bösartigen Tumor in der Leber, der bereits gestreut hatte, sodass wir dann an einem Punkt waren, an dem wir ihm nicht mehr helfen konnten.
Das war für uns der bisher schlimmste Tag in unserem Leben, allerdings hat uns Kurt, trotz der „vielen“ Arbeit und Pflege die schönsten Tage und Zeiten überhaupt beschert. Wir bereuen keinen Tag und sind unendlich dankbar, dass wir alle eine so schöne Zeit zusammen hatten.
Wir können jedem nur ans Herz legen, ein Notfellchen aufzunehmen, denn trotz des Zeit- und Geldaufwandes hat man eine so unglaublich tolle, unbeschreibliche und einzigartige Zeit zusammen. Wer denkt, der Hund ist dankbar und gibt alles zurück, dem sei gesagt, dass das noch untertrieben ist. Denn in erster Linie bereichern wir nicht das Leben des Hundes, sondern der Hund bereichert das unsere. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wie stark man aneinander wächst, wenn man sich um so einen Notfall kümmert.
Super, dass Ihr Notfall-Tiere zum Thema macht! Ein Handicap ist noch lange kein Grund, einen Hund nicht aufzunehmen – vielen fehlt es sicher vor allem an erfolgreichen Erfahrungsberichten – und das ändert Ihr ja jetzt 🙂
Viele Grüße,
Sandra
Liebe Sandra, ich habe Ihren Bericht gelesen. Wie gut, das Kurt noch eine wunderbare Zeit in Ihrer Familie hatte. Es zerreisst einem das Herz und macht einen unglaublich wütend , wenn man diese Geschichte liest. Menschen , die so ein Tier auffangen sind die wahren Helden. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Lb. Grüsse Roswitha.